Eichstätter Initiativen für eine enkeltaugliche Zukunft
Entwicklungsexperte Georg Krekeler stellte seinen Zukunftsalmanach vor – 14 Eichstätter Initiativen präsentierten ihr Engagement für Nachhaltigkeit
Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist in Eichstätt keine leere Worthülse. Das bewiesen rund 60 interessierte Gäste, darunter vor allem Vertreter der zahlreichen, in Eichstätt engagierten Nachhaltigkeitsinitiativen am Montagabend im International House der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Sie waren der Einladung des Weltbrücke e.V., des Referats Weltkirche der Diözese Eichstätt und der Nachhaltigen KU gefolgt, die den Entwicklungsexperten Georg Krekeler aus Bolivien zu Gast hatten. Der für MISEREOR und die Arbeitsgemeinschaft Entwicklungshilfe (AGEH) im gesamten südamerikanischen Andenraum tätige Experte stellte sein Projekt des „Zukunftsalmanachs“ vor, der mit Blick auf eine enkeltaugliche Zukunft auf unserem Planeten erfolgreiche Lebensalternativen dokumentiert und veröffentlicht und damit Mut für Veränderung macht.
Die Idee des Zukunftsalmanachs besticht gleichermaßen durch ihre Einfachheit und Wirksamkeit: Geschichten sammeln und weitererzählen, die uns vor Auge führen können, wie es auch anders geht: „Anstatt über Klimawandel, Umweltzerstörung, Wachstumswahn und Konsumterror zu lamentieren, sammeln wir lieber motivierende Erfahrungen und machen diese zugänglich für alle“, erläuterte Krekeler, den das Thema der globalen Zukunftsgestaltung mit all seinen Facetten schon seit vielen Jahren beschäftigt. Denn dass wir so wie bisher nicht weitermachen könnten, dies sei schon lange kein Geheimnis mehr, betonte der engagierte Zukunftsforscher.
So hat Krekeler schon vor Jahren damit begonnen, nachhaltig, ökologisch und ökonomisch relevante „Geschichten des Gelingens“ zu dokumentieren und diese inspirierenden und motivierenden Lebensalternativen in einem öffentlich zugänglichen „Zukunftsalmanach“ zusammenzustellen. Ob Klimawandel oder Umweltzerstörung, die global immer dramatischer werdenden Hungerkatastrophen und Armutsbedingungen oder die Auswirkungen ungerechter Handelsbedingungen für die Menschen im Süden – es komme darauf an, endlich anfangen, aus dem vorhandenen Wissen Konsequenzen zu ziehen und die Theorie in Praxis verwandeln. Krekeler vertraut dabei nicht mehr auf Politiker, Staaten, Konferenzen oder Beschlüsse. Vielmehr hat er sich von der Idee begeistern lassen, die schon die Zukunftsstiftung „Futurzwei“ auch in Deutschland ins Leben rief: Erfolgreiche Nachhaltigkeitsinitiativen, ökologische Projekte, alternative Wirtschaftsmodelle – und seien sie noch so lokal begrenzt – weiterzuerzählen, damit viele andere, die auch auf der Suche nach einem nachhaltigeren Leben sind, motiviert und angesteckt werden: „Es sind richtungsweisende Gegengeschichten zur existierenden Wirklichkeit, Hoffnung weckende Initiativen, die schon heute sehr viel bewirken und vor allem in positiver Weise das Bewusstsein dafür schärfen können, das es immer auch anders geht“, erläuterte der engagierte Entwicklungsexperte.
Anhand verschiedener eindrücklicher Beispiele präsentierte er den sichtlich beeindruckten Zuhörern, darunter auch vielen interessierten Studierenden, in welcher Weise die inzwischen knapp 30 dokumentierten Initiativen im Andenraum gelungene Gegenentwürfe zu konventionellem Wirtschaften und Leben bilden. So berichtete Krekeler von einem Netzwerk von Rettern autochthonen Saatguts, deren Ziel die Bewahrung des heimischen Saatguts sei und deren Mitwirkende nicht nur ihr Saatgut, sondern auch ihre Kenntnisse teilen und auf einen beeindruckenden Fundus an Erfahrungen und Praktiken bezüglich landwirtschaftlicher Produktion zurückgreifen können. „Alle Geschichten sind einzigartig und doch verkünden sie alle letztlich die gleiche Botschaft“, resümierte Krekeler abschließend, „ein anderes Leben, eine andere, sozial gerechtere, ökologisch nachhaltigere Welt ist möglich – wenn wir nur wollen und wenn wir endlich damit anfangen.“
Motivierte Mitkämpfer für Nachhaltigkeit in Eichstätt
Dass in Eichstätt weder Wille noch Engagement fehlen und ein Anfang schon lange gemacht ist, davon zeugten die Berichte der Vertreter von insgesamt 14 Nachhaltigkeitsinitiativen und Gruppierungen im World-Café nach dem Vortrag. Studierende des Masterstudiengangs Bildung für Nachhaltige Entwicklung hatten den Austausch der Eichstätter Gruppen professionell organisiert und moderierten die lebendigen Diskussionsrunden an verschiedenen Tischen im International House. Schnell wurde klar: Die Chancen stehen gut, auf der Basis des in Eichstätt vorhandenen Engagements an die Idee des Zukunftsalmanachs anzuknüpfen. Ziel sollte es sein, so kristallisierte sich in den rund zwei Stunden dauernden regen Gesprächen heraus, die verschiedenen Nachhaltigkeits-Ansätze vor Ort zukünftig besser zu koordinieren und eine Vernetzung anzustreben. Dies sei, so wurde klar, natürlich keine einfache Aufgabe, betrachtet man nur das große Spektrum an Initiativen, das mitdiskutierte. Dieses reichte vom Bienenschutzprojekt „Eichstätt summt“, Kapuzinergarten, Umweltreferat des Studentischen Konvents der KU über die Vertreter der Nachhaltigen KU/Master BNE, des KU-Projekts „Mensch in Bewegung“, des KU-Projekts „Laudato Si“ der KU bis hin zum Diözesanen Referat für Schöpfung und Umwelt – Klimaoffensive 2030, zum AK Shalom, zur Fairtrade Stadt, zum Verein Weltbrücke und zu den Initiativen TUN-starthilfe, ProVeg, Foodsharing und dem Fiegenstaller Forum.
Gast Georg Krekeler, der sich anlässlich seines Aufenthaltes in Eichstätt auch noch bei persönlichen Besuchen über die Arbeit verschiedener Initiativen informierte, zeigte sich sehr angetan vom Eichstätter Nachhaltigkeits-Engagement: „Selten habe ich so viele engagierte Menschen und Gruppen angetroffen, die mit großer Offenheit und Interesse möglichst gemeinsam an einer besseren Zukunft arbeiten wollen und dabei die Zivilgesellschaft erreichen möchten“, konstatierte er. Vielleicht, so resümierte er, vernetzten sich die Geschichten irgendwann einmal zu einer einzigen Geschichte, wenn die Menschen sich klar darüber werden, welche Folgen ihr Handeln für das Leben auf der Erde hat und haben wird“, so Krekeler. Sein Wunsch an das Publikum: „Nutzen Sie die entstandenen Dynamik zeitnah, um kollektiv vielleicht noch mehr voranzubringen und die entstandene Motivation, die in Eichstätt spürbar ist, beim Schopfe zu packen.” Diesem Wunsch wollen die Veranstalter des Abends gerne in einem baldigen weiteren Treffen nachkommen.
Der Zukunftsalmanach ist unter dem Link www.almanaquedelfuturo.wordpress.com/ auch in deutscher Sprache einsehbar.
Dagmar Kusche, Eichstätter Kurier, 8. Juni 2018